*Disclaimer*
Dieser Text wurde 2017/18 von Mitgliedern der ISaT erarbeitet. Aktuell befinden wir uns in einem internen Reflexions- und Überarbeitungsprozess. Wir wollen in der Zukunft weiter daran basteln und uns eventuell auch von der Form eines Manifests entfernen. Der Text des Manifests spiegelt den Status Quo der Gründung der Initiative. Unsere Selbstpositionierung wächst ständig weiter.
Die große Mehrheit der Intendanz- und Regiepositionen der Stadt- und Staatstheater im deutschsprachigen Raum werden nach wie vor von weißen, cis-gendered und able-bodied Männern besetzt. Frauen*, queere Menschen, Menschen mit Behinderung, People of Colour sind, v.a. in künstlerischen Leitungspositionen, unterrepräsentiert. Die große Mehrheit der Intendanz- und Regiepositionen der Stadt- und Staatstheater im deutschsprachigen Raum werden nach wie vor von weißen, cis-gendered und able-bodied Männern besetzt. Frauen*, queere Menschen, Menschen mit Behinderung, People of Colour sind, v.a. in künstlerischen Leitungspositionen, unterrepräsentiert. Ihre Arbeit wird in die Freie Szene verlagert, die von ökonomischen Unsicherheiten und Selbstausbeutung geprägt ist. Das größte Paradox der deutschen Kulturszene ist es, dass sie sich zwar auf der künstlerischen Seite kritisch mit ausbeuterischen Prozessen der Gegenwart auseinandersetzt, sie jedoch selbst in ihren Strukturen reproduziert. Die Problematik des hierarchischen und patriarchalen Theaterbetriebs bleibt: die Verantwortlichen (in der Regel männlich, weiß und heterosexuell) entscheiden, wem welche Räume geöffnet werden. Strukturelle Unterdrückung im Theater: eine „neverending story“?
​
Unsere Initiative versammelt all diejenigen, die daran etwas ändern wollen. Das Netzwerk besteht aus Theatermacher*innen, die sowohl auf und hinter der Stadttheaterbühne als auch an freien Häusern in Produktion, Dramaturgie, Performance und Regie arbeiten. Wir* sind weiße und PoC, haben verschiedene sozioökonomische Hintergründe sowie verschiedene sexuelle Orientierungen und Identitäten. Wir* verstehen uns als intersektionale Feminist*innen, die nicht nur das Machtverhältnis zwischen „Männern“ und „Frauen“ betrachten, sondern alle durch das patriarchale System marginalisierte Gruppen. Gemeinsam bilden Wir* die INITIATIVE für SOLIDARITÄT am THEATER (ISaT).
​
Wir* schließen uns zusammen, um gemeinsam für mehr Solidarität einzutreten. Raus aus der Vereinzelung, rein in ein intersektionales Bündnis – mit dem Bewusstsein, dass das Wir* aus Vielen besteht, die ähnlichen Widerständen im Beruf ausgesetzt sind. Dabei wollen Wir* uns darauf konzentrieren, die verschiedenen Kämpfe zu vereinen und besonders denjenigen eine Stimme zu geben, die bisher keine Lobby in bestehenden Netzwerken gefunden haben. Das Netzwerk soll offen sein für alle, die unsere Beschreibung des Theatersystems nachvollziehen können und die sich mit der Arbeit des Netzwerkes solidarisieren möchten (unabhängig davon, ob sie sich selbst marginalisiert fühlen).
​
Wir* wollen in einen sinnvollen, produktiven Dialog treten mit Entscheidungsträger*innen und Institutionen, und gemeinsam daran arbeiten, Räume zu schaffen, in denen Rassismus, Frauen*feindlichkeit, Sexismus und Diskriminierung „nicht konformer“ Körper und Identitäten thematisiert und bekämpft werden können. Dabei geht es uns darum, die unterschwelligen und unbewussten Formen von Diskriminierung anzusprechen, die trotz kritischem Bewusstsein und kultureller Bildung in den alltäglichen Handlungen von Theaterschaffenden vorzufinden sind. Zentrales Anliegen ist es ebenso, die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse, die im Namen der Kunst in Kauf genommen werden, zu benennen und zu bekämpfen.